Wolle, Hanf und Flachs
Anbau, Verarbeitung, Produkte
Landwirtschaft

Im Zuge meiner Recherchen haben sich mir Fragen nach den in der Antike verwendeten Rohstoffen und deren Verarbeitung gestellt. Vor allem die Herstellungsprozesse von Produkten aus Hanf, Flachs und Wolle haben mein Interesse gefunden, weil deren Herstellungsprozesse in unserer hoch industrialisierten Gesellschaft von kaum einem Menschen mehr beherrscht werden. Bis zur Neuzeit und der Erfindung von Kunstfasern waren gerade diese drei Rohstoffe die Säulen sämtlicher Faserwaren, vom Seil bis zum Kleidungsstück. Ich habe nur ganz wenige Bücher über die Bibliotheken auffinden können, in denen die alten Anbauverfahren, die Fasergewinnung und die Verarbeitung beschrieben waren.


Abbildung des gallischen Vallus (Mähmaschine)

Auf einer Wagenachse ist zwischen den Rädern ein flacher, muldenförmiger Kasten befestigt, dessen unter Kante mit Zähnen versehen ist.
Über eine gegenüber angebrachten zweifachen Deichsel wird der Kasten von einem Maultier ziehend nach vorne bewegt. Ein dahinter laufender Mann kann mit der Deichsel die Richtung und Höhe der Kastenunterkante über dem Boden bestimmen. Das Gerät ist so bei Plinius beschrieben.



Auf jeden Fall waren die Menschen damals wohl vom Anfang bis zum Ende des Tageslichtes damit beschäftigt, aus den diversen Rohmaterialien die Zwischen- und Endprodukte herzustellen. Erst wenn man sich den Zeitaufwand für die Prozesse bewusst macht - die heutzutage maschinell vergleichweise in Lichtgeschwindigkeit ablaufen - ist einem auch bald klar, dass praktisch jeder, der seine Hände benutzen konnte, auch "24" Stunden am Tag beschäftigt war. Und dass Seuchen und Hungernöte, die zu vielen Todesfällen führten, einen drastischen Mangel an Rohstoffen, Arbeitskräften und Waren zur Folge hatte, unter der die gesamte Wirtschaftslage dramatisch leiden musste.

Wenn man liest, wie viele einzelne Arbeitsgänge, denen auch jeweils ein eigener Berufsstand zugeordnet war, zu erledigen waren, weiss man auch, warum die Industrialisierung und Maschinisierung ab dem 19. Jahrhundert die Arbeitslosigkeit praktisch "erfunden" hat.
HANF

Ursprung Zentralasien (Schwarzmeerkultur?)
Die bis jetzt ältesten Funde von Hanf stammen aus Eisenberg in Deutschland und sind 5500 Jahre alt.

Hanf verträgt Spätfröste bis -6 Grad. Aussaat je nach Region von Mitte März bis Mitte Mai. Nordfrankreich und Deutschland eher Anfang Mai. Organische Düngung mit Mist oder Gülle in der Wachstumsphase. Windbestäubung.

Es gibt zwei Grundvariationen, nämlich Cannabis sativa (als Faserhanf genutzt) und Cannabis indica (der medizinische Hanf). Hanf wurzelt bis in 1,40m Tiefe, lockert dabei den Boden auf und führt ihm Nährstoffe zu, die andere Pflanzen verbrauchen. Hanf bereitet den Boden also gut für Nahrungspflanzen vor, die im nächstern Jahr angebaut werden sollen.

Hanf wuchs, den Angaben meiner Großeltern nach, früher in jedem Garten, bis er durch diverse Edikte verboten wurde. Dass es auch Indica-Sorten gewesen sein müssen, schließe ich daraus, dass man - der Erzählung nach - auch früher schon getrocknete Blüten auf der heißen Herdplatte verräuchert hat, um damit gegen Erkältungskrankheiten und Schmerzen vorzugehen. Besonders bei schweren Geburten wurde Hanf als Entspannungs- und Schmerzmittel eingesetzt. Selbst die alten indischen Texte beschreiben, dass "solange man genügend Ganja vorrätig hat, niemand Angst vor Asthma haben müsse". Jaaa, und so ist es.

Eine Marihuanazigarette bzw. verdampft im Vaporizer oder 15 mg THC oral entsprechen in ihrer Wirkung hinsichtlich der bronchienerweiternden Wirkung etwa der therapeutischen Dosis bekannter Asthmamittel wie Salbutamol. Langzeitwirkdauer: ca. 24 Stunden. Wirksam insbesonders bei allergischem Asthma und anderen Allergien (Heuschnupfen, Tierhaarallergie) zur Linderung der Symptome.

Mit Sicherheit hat auch jeder Schamane der letzten 10000 Jahre Hanf als Hilfsmittel für seine Trance- und Heilungsrituale genutzt. Und langsam, ganz langsam, gibt es auch wieder Anwendungen bei schweren Krankheiten, allerdings mit Spezialrezepten und Ausnahmegenehmigungen. Tja, man darf sich straffrei und massenhaft mit Alkohol und Nikotin aus dem Leben rausknallen, aber eine wirksame Therapie mit THC - ohne lebensbedrohliche Nebenwirkungen - ist strafbar.

Kein Mensch hat sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts bei der Hanfanwendung irgendwelche Sorgen gemacht - und hatte auch keinen Grund dazu. Erst, als die großen Pharmakonzerne anfingen, Aspirin und andere Schmerzmittel zu produzieren und zu vermarkten, konnten sie die Regierungen, vor allem in USA und in Europa, dazu bewegen, die Hanfnutzung zu verteufeln und Anbau und Verwendung mit Strafen zu belegen. Und schwupps - war die 10000 Jahre lang gratis nutzbare Konkurrenz aus dem Feld geräumt.

Nicht nur die Pharmaindustrie hatte durch die Verbote ihren Vorteil. Mit der Herstellung von Kunstfasern hatte auch die chemische Industrie ein Interesse daran, den Hanf zu verdrängen.
Erst in den letzten Jahren hat sich die Anbaufläche - nach immer wieder mächtigen Zirkus bei der Genehmigung der Anbauflächen - für THC-losen Faserhanf wohlgemerkt - wieder vergrößert. Denn die Produktpalette von Hanf ist groß und die ganze Pflanze wurde - zumindest früher - restlos genutzt.
hanffaser.de
Hier findet man so ziemlich alle Infos über die Geschichte, Verarbeitung und Gegenwart des Hanfs.
Verarbeitung

Männliche Pflanzen wachsen schneller und blühen früher, überragen deshalb die weiblichen Pflanzen. Nach der Blüte können sie deshalb auch ausgerupft werden, während sich die weiblichen Pflanzen weiterentwickeln können. Das nennt man "fimmeln".

Bei Indica-Sorten wird man die männlichen Pflanzen aussortieren, bevor sie die weiblichen Pflanzen bestäuben können. Denn man möchte keine Samen, sondern nur die weiblichen Blüten mit dem Harz ernten.

Faserhanfernte Ende August. Die über 3m langen Stengel werden mit Sichel oder Sense geerntet oder gerauft.

Der umgelegte Hanf wird wie der Flachs nach der Ernte einem Röstprozess (Verrottungsprozess) unterzogen, dafür für kurze Zeit in Gräben oder Teiche, die an die Acker grenzten, gelegt. Hier begann der Abbauprozess der auch „rotten“ genannt wird. Bakterien bauten die holzigen Verbindungen zwischen den Bastfasern ab, so dass sie sich voneinander trennen.


Trocknen der Hanfgarben nach der Röste

Um die Dunkelfärbung durch die Tauröste zu vermeiden, wird man auch wie beim Flachs das Warmwasseröst-verfahren genutzt haben, wenn man helle Fasern bekommen wollte und das funktioniert so:  Die ausgedroschenen und entblätterten Stengel werden in Warmwasserbecken (Holzbottiche, gemauerte Becken) (28-30 Grad) eingelegt. Die Bottiche werden durch Schiebedeckel hermetisch abgeschlossen, um Wärmeverlust zu vermeiden. Nach ca. 30 Std. haben die Bakterien ihre Zersetzungstätigkeit vollendet.

Ist der Hanfstengel unterröstet, lassen sich die Fasern schwer vom Holz trennen, die Faser wird später spröde und weniger geschmeidig. Bei Überröstung nimmt die Fasermenge und –festigkeit ab. Dann wird das Wasser aus den Bottichen abgelassen und Stengel zum Trocknen aufgestellt.

Es sollte ein Trocknungsgrad von mindestens 86 % erreicht werden, sonst besteht die Gefahr einer Nachröste, die die Faser dunkel verfärbt (das könnte aber auch gewollt sein, um verschiedene Farbtöne zu bekommen).

Danach wurden die Stängel in riesigen Scheunen zum Trocknen eingefahren. Die Stängel werden entsamt. Im Winter werden die Garben und die Stängel weiterverarbeitet.

Durch Knicken und Brechen der Stängelbündel unter einer Walze oder einem Brechholz werden die Stängel gebrochen, die Holzteile (Schäben) des Stängels fallen aus.


Hanfbrechen
 
Das nachfolgende Schwingen durch  und produziert den Schwingwerg. Die Bastfasern sind nach dem Schwingen oft noch recht steif und grob. Deshalb setzt man noch mal einen Weichprozess nach.
Dann werden die Fasern, die beachtliche Längen bis zu  Metern erreichen können, auf brauchbare 1-1,5 m geschnitten und mehrfach über eiserne Kämmbretter, einmal von der Wurzelseite her, dann von der Kopfseite her, bis alle kurzen Fasern ausgekämmt und die gewünschten langen, seidig-blonden Hanffasern schön ausgerichtet sind.



Bei der Faserproduktion entsteht ca. 30-40 % hochwertige lange Faser (Hechelhanf), 55-65% Hechelwerg (kurze Fasern) und 3-5 % Abfall.

Die Faserstränge werden in größere Knotenknäuel gelegt oder zu Zöpfen geflochten, zu Ballen gepresst und zu Seilereien, Spinnereien, Webereien transportiert.

Endprodukte:
Bei der Faserproduktion entsteht ca. 30-40 % hochwertige lange Faser (Hechelhanf), 55-65% Hechelwerg (kurze Fasern) und 3-5 % Abfall.

Der Werg wurde bis in die Neuzeit als Dämmmaterial und Dichtungsmittel (z. B. an Wasserhähnen, Wänden und im Schiffsbau) verwendet.

Die holzigen Schäben dienen als Brennmaterial, als Dämmmaterial, als Zuschlag zu Fachwerklehm oder Lehmziegeln, für Viehstreu.

Die Fasern wurden zu Bindfäden, Schnüren, Leinen, Seilen, Säcken, Kordeln, Netzen, Gurten und Taue, Zeltbahnen, Takelage, Segeltücher, Teppiche, Gebrauchswäsche und Kleidung verarbeitet.

Es gibt so fein gewebte Hanfstoffe, dass sie in Aussehen und Qualität mit Seide konkurrieren können.

      
                Hanf-Sackgewebe                             Hanfgewebe im Fischgratmuster


feinster Hanf-Webstoff

Aus den vorgeschroteten Samennüssen lässt sich im Kaltpressverfahren hochwertiges Hanföl pressen, das als Speiseöl und Öl für Kosmetika verwendet wird. Es enthält viel hochwertige Linolensäure (ähnlich Leinöl) und Omega 3 und Omega-6 im OPTIMALEN Verhältnis. Natürlich kann man es kaltgepresst verwenden, aber es hat halt diesen starken, bitteren Geschmack. Für die Verwendung als Speiseöl sollte das Öl vorher gekocht werden, um den bitteren Geschmack zu vertreiben. Die Verwendung des Pressrückständes als Viehfutter ist wegen der Bitterstoffe stark begrenzt.


Berüchtigter Schmarotzerpflanzen-Schädling ist der Hanfwürger/Gegenmaßnahme Saatgutreinigung


Flachs/Lein (linum usitatissimum = sehr nützlich)
Flachs wird wie der Hanf seit Beginn des Ackerbaues angepflanzt, seit 6000-10000 Jahren. Die ersten Datierungen für Gewebe aus Hanf ist 8000-7000 v. Chr.
Seit 4000 v. Chr. schon in Persien/ Ägypten verbreitet (Ursprungskultur schwarzes Meer?). Es gibt verschiedene Arten, die in den subtropischen bis in die gemäßigten Breiten angebaut werden, davon überwiegend der Faserlein. Der Flachs dient wie der Hanf als Rohstoff für Fasern, Öl und Samen. Der älteste Fund von Leinen stammen aus Ägypten, 5500 Jahre alt; in Europa Funde in den Horizonten der Bandkeramiker (ab 5300 v. Chr.)
Starker Flachsanbau im mittelalterlichen Deutschland, Handel mit Flachs- und Leinenerzeugnissen. Flachsdiebstahl vom Feld wurde hart bestraft.
Anbau
Saat Ende März/April, Blütezeit Juni-August, Blüte hellblau mit dunkler Äderung
Öllein wird nach 110-120 Tagen geerntet und ergibt ca. 1,8-3 Tonnen Leinsaat/Hektar
danach 6 Jahre lang kein Anbau von Flachs auf dem selben Feld
Ernte
Faserlein wird beidhändig mit den Wurzelansatz ausgerauft, um die volle Faserlänge zu bekommen, in Büscheln (wahrscheinlich mit einem Halm gebunden) 24 Std auf dem Feld gelagert, bis er „steifhalmig“ ist und in senkrechten Büschelburgen zusammenstellt wird. 12-20 Tage muss er austrocknen. Der Samen kann in der Zeit komplett am Stängel ausreifen. (Tauröste).
Für das Ernten des Flaches braucht man pro Ha 50-60 Mann mehr als für die Getreideernte.
Danach werden die trockenen Flachsgarben eingefahren und geriffelt – es werden Blätter entfernt und die Samen ausge“kämmt“. Dazu gab es schon bei den Germanen und Ägyptern einen Riffelkamm.

Um vom Wetter unabhängig zu sein und die Röste kontrolliert durchführen zu können, fand die Wasserröste auch  in Bottichen statt, wodurch die Bastfaser vom Holz gelöst wird. Für gute Flachsfasern muss die Röste kontrolliert ablaufen, sonst wird die Faser dunkel und brüchig. In großen Bottichen werden die Stengel bei 30-35 Grad Wassertemperatur senkrecht eingestellt, mit Steinen beschwert und 3 Tage im Wasser  „geröstet“. Innerhalb kurzer Zeit werden die holzigen Stengel ausgelaugt und durch Bakterien das Pektin zersetzt. Danach werden die Flachsgarben senkrecht zum Trocknen aufgestellt.

Danach Brechen (Schäben fallen aus) und Hecheln (Entfernen von Resten und Schmutz), Schwingen (Trennung der langen Fasern von den kurzen, Werg genannten Fasern). Dabei müssen die Bündel immer zusammenbleiben, damit die Fasern sich nicht verwirren. Wenn der reine Bast übrig ist, wird er versponnen und verwebt.

Verarbeitung

Spinnen zu Leinfaser, Webstoffe, Seilen



sehr feines Leinen mit Glanz


Leinen, mittel - für die einfache Bevölkerung


grobes Leinen z. B. für Säcke



Schäben und Kurzfasern dienen als Füllmaterial, z.B. in Kissen und Polstern oder als Brennmaterial und Stallstreu.
Samen - als Saatgut, als Nahrungs- und Arzneimittel, als hochwertiges Speiseöl (50-67% Linolsäure), Kosmetika


Wolle (Schaf, Ziege, Kamel)

Wollindustrie im römischen Reich

Quelle: Dissertation von Moeller, Walter-Otto (1963),  The Wollen Industry of Pompeii


Wolle ist der Hauptrohstoff für Kleidung im römischen Reich, neben Flachs. Seide und Baumwollstoffe sind den reicheren Schichten der Bevölkerung über Importe zugänglich. Schafe wurden eigentlich überall wegen ihres Fleisches und der Milch zur Käseproduktion gezüchtet. Hauptlieferanten für Wolle waren Po-Ebene, Alpen, Ligurische Hügel, Apulien in Süditalien, Sizilien, Spanien, Nordgallien, Kleinasien und Teile Griechenlands.
Zucht der feinwolligen Merinoschafe im antiken Spanien. Die Ausfuhr dieser Schafe war bei Todesstrafe verboten.

Schafe wurden gezielt auch wegen ihrer Fellfarbe gezüchtet, um Färbeprozesse zu sparen. Manchmal wurden die Schafe schon vor der Schur gewaschen und  auf einer Unterlage geschoren, um die Wolle sauber zu halten und die beste Qualität zu gewährleisten. Es gab zwei „Ernte“methoden: Einerseits das Auskämmen und das Scheren. Es gab wohl – wie heute auch – einen speziellen Berufstand (speziell die Sizilianer sollen darauf spezialisiert gewesen sein) für die Schafschur, die in der Saison im späten Frühjahr bis Frühsommer durchgeführt wurde. Es wurden aber auch ganze Wollfliese beim Schlachten der Schafe gewonnen, die dann in die Verarbeitung gingen, das Leder wurde ebenfalls genutzt.

Wertbestimmung von Wolle:
Dehnbarkeit
Reißfestigkeit
Elastizität (Knitterfestigkeit)
Feinheit = geringster Wollquerschnitt ist beste Qualität
Reinwollgehalt (ohne Schmutz- und Schweißbestandteile)
Kräuselung je mehr desto besser = mehr als 14 auf 1cm (super electa), unter 3-4 = quinta
Die Kräuselung bestimmt, wie sich Wolle in feuchtem Zustand zusammenzieht und beim Trocknen wieder streckt.
Länge = je länger desto besser, für Qualitätswolle deshalb nur eine Vollschur im Jahr

Aufbereitung der Rohwolle

Zunächst musste die Wolle gereinigt werden. Die „fettige Wolle“ (= lana grossa) in der das Lanolin noch drin war, wurde in warmem Wasser gereinigt; als Reinigungsmittel diente die Wurzel der „Seifenwarte“ (saponia officinalis), Soda, Pottasche und abgestandener Urin. Bevorzugt wurde „weiches“ Wasser für den Waschprozess verwendet. Der Wollwäscher (lanilutor) musste ein guter Fachmann sein, damit die Rohwolle beim Reinigen nicht riss oder zu lang gedehnt wurde, das Reinigungswasser nicht zu heiss war und die Wolle mit den scharfen Reinigern nicht zu lange in Kontakt kam. Die Wollwäscher werden nicht gerade zu den beliebtesten Berufsständen gehört haben und wahrscheinlich gleich in der Nähe der Gerbereien angesiedelt gewesen sein. In den Schriften steht, dass das ausgewaschene (aus dem Schmutzwasser destilierte) Lanolin als Kosmetikgrundlage genutzt wurde (wie heute auch). Nach dem Waschen wurde die Wolle mit Stöcken ausgeschlagen, um möglichst viel Seife- und Schmutzrückstände zu erntfernen.

Der nächste Prozess: die Verarbeitung
Die nun saubere Wolle musste zunächst mit einem Eisenkamm gekämmt oder gekardet werden, dazu waren die Kämmer (pectinarius/pectinarii), bzw. Karder (carminator/es) zuständig. Beim Kämmen mit dem Kamm entstehen Wollfasern, die parallel zueinander liegen, beim Karden (disteln) entstehen Fasern, die kreuz und quer liegen und beim späteren Weben einen weichen, dicken Stoff bilden.

Das Färben
Da für die Färberei, Wäscherei und Walkerei große Wassermengen erforderlich waren, werden die Betriebe Wasserrechte bezahlt haben.
Möglicherweise wurden mehrere Arten des Färbens genutzt: Das Färben noch auf dem Schaf, das Färben als gekämmte Wollstränge, als Garn oder als komplettes Kleidungsstück.
Gefärbt wurde im „tintorium“, vom infectores (Färber von neuer Wolle) im „infectorium“ oder vom offector im offectorium (Auffrischfärber von älteren ausgeblichenen Wollprodukten) in Einweichbottichen, die ätzende Mittel wie Kalk, bzw. Gips enthielten. Die Färbeflüssigkeit wurde in Bleikesseln über Feuerstellen warm gehalten.

Die Wolle wurde in den Bottichen oder wie heute noch z. B. in Marrakesch, in Steinwannen gefärbt und mit einem großen Stab umgerührt. Weil der Färbeprozess nicht genau kontrollierbar war, gab es immer kleinere Farbabweichungen. Die römischen Färber spezialisierten sich dann auch auf bestimmte Farben und deren pflanzliche oder tierische Ausgangsstoffe (z. B. die Blaufärber).

Cerinarius = Gelbfärber
Violarius – Blaufärber (Lein)
Flammarius – Rotfärber
Crocotarius – Safranfärber (Krokus)
Purpurarius – Purpurfärber (Purpurschnecke)


Färbemittel
Krapp/rubia tincorum/rot
Färberwaid/blau
Nussschalensaft/Brauntöne
Purpurschneckensaft/Purpurrot
Schildlaus/Karminrot
Indigo/blau
Granatapfel/schwarz


Das Spinnen

Galt als eine der vornehmsten Aufgaben der Dame des Hauses und praktisch jede Frau des Haushaltes steckte abends das gerupfte und aufgelockerte Wollvlies auf den Spinnrocken, hielt ihn Spinnrocken mit der linken Hand. Der Vorfaden wird gezogen und gedreht und wickelte sich auf die, durch den Spinnwirtel tanzende, Spindel. Viele Spinnwirtel bestanden aus wertvollen Materialen wie Bernstein, Gagat oder sogar mit Eisenschmuck bestückt.

Sobald draußen die Sonne untergegangen war und man nur noch beim Schein von Öllampen und Kerzen arbeiten konnte, spann man im Frauenclub die Wolle weg, bis man ins Bett ging. Spinnen klappte auch noch im Fastdunkeln. Bis in die Neuzeit war das üblich. Um sich die Zeit zu vertreiben, wurde viel geklascht, gesungen oder man erzählte sich Geschichten. Die Frauen müssen ordentlich "gestählte" und hornige Haut von der rauen Wolle bekommen haben.
Es wurde auf größeren Gütern in Gruppen gesponnen. Die Wolle wurde für jeden vorher täglich ausgewogen, die Menge wurde als „pensum“ bezeichnet, noch heute der Begriff für das zu erledigende Tagewerk. Am Abend wurden dann die „fusus“ genannten Wickelstäbe eingesammelt, der Faden abgenommen und als Knäuel in Ballen zur Färberei oder Weberei weitergegeben.
Weisse, braune oder schwarze Wolle wurde getrennt versponnen, so dass man allein durch die unterschiedlichen Schäfchenfarben auch unterschiedliche Wollfarbtöne zur Musterbildung beim Weben vorliegen hatte.
Je nachdem wurde der Spinnfaden später einfach oder mehrfach genommen, um feinere oder dickere Stoffe zu weben.

Kleinere Webarbeiten wurden mit dem Holzbrettchen vorgenommen, um Bordüren oder Bänder zu "flechten".


Webprozess
Kettfäden werden auf den Webstuhl gespannt und bestimmen die Länge und Breite des Webstückes. Quer dazu wird der Schussfaden durch die Kettfäden gezogen und mit einem Webkamm verdichtet.

Weberei = textrinum oder textrina
Männliche Weber = textorius
Weibliche Weber = textrices
Das Webstück = Tela

Meist wurde auf horizontalen Webstühlen gewebt. Man kannte viele Muster, in diversen Farbstellungen. Es wurden auch Gold – und Siberfäden mit eingewebt (Brokat).  Meist wurden die einfachen Gewebe so weiter verarbeitet und genutzt, wie sie vom Webstuhl kamen. Wollte man die Gewebe verfeinern und die Trageigenschaften verbessern, gab man es zum Fullonius ins officinum fullonum oder die fullonica.

Der Fullonius wusch und/oder walkte die Stoffstücke. Zunächst wurden sie von Rest- und Verarbeitungsschmutz gereinigt. Die genutzten Reinigungsmittel: Nitrum, Pottasche, Seifenwarte, tierischer und menschlicher Urin und Walkerde (creta fullonia), ein natürliches Aluminiumsilicat. Davon gab es unterschiedliche Arten, die in das schon gereinigte Stoffstück einmassiert wurde, um es weißer zu machen und glänzend. Dazu wurde speziell Umbrica terra genutzt.  Das meist genutzte war Creta cimolia aus Griechenland und die billigere Variante aus Sardinien, die ausschließlich zur Reinigung weißer Produkte verwendet wurde.

Um den Urin zu gewinnen, stellten die fullerones (und Gerber) große Urinsammelbehälter in den Straßen auf, um sozusagen als  Dienstleistung, die Inhalte der Nachttöpfe zu sammeln. In den öffentlichen Latrinen wurde der Urin evtl. in großem Umfang gesammelt.

Wolle wird in heißen Farbzusätzen gefärbt.

Nach der Bearbeitung wurden die Stoffstücke mit hölzernen Stöcken ausgeschlagen, um sie weicher zu machen. Dann wurde es noch mal gewaschen, um es einlaufen zu lassen und auf die endgültige Größe zu bringen. Dann wurde das Tuch zum Trocknen auf Holzrahmen aufgespannt oder über Balken aufgehängt. In den Größstädten wird das Trocknen und/oder Bleichen der vielen Stoffstücke ein Platzproblem gewesen sein. (Noch heute weisen viele Straßennamen "Große Bleiche" auf die uralten Bleich- und Trockenplätze hin). Den Verarbeitungsbetrieben war meist ein großes Wiesenstück als Trocknungsplatz angeschlossen oder man hatte große, gut belüftete und überdachte Scheunen, wo die Stücke aufgehängt wurden. Im Sommer hat man bestimmt auch Flachdächer genutzt. Die Walkereien hatten auch die ausdrückliche Erlaubnis, ihre Wäschestücke auf der Straßenseite ihrer Läden zum Trocknen aufzuspannen.

Waren die Stücke trocken, wurden das Tuch aufgebürstet, bis die feinen losen Fädchen und Knötchen hoch standen. Die wurden nachher über einem kuppelförmigen Spannrahmen mit einer großen Schere abgeschnitten (das hat man auch bis in die Neuzeit so gemacht). Es gab verschiedene Stoffqualitäten, nämlich die ungeschorene, die einseitig geschorene und die beidseitig geschorenen Stoffe.

An diesem Punkt wurden weiße Stoffstücke gebleicht, in dem man unter einem Scherrahmen oder Flechtkörben in Kohlebecken eine bestimmte Schwefelsorte verbrannte. Nach dieser Behandlung kam dann die Fullererde zum Einsatz, die in die Kleidungsstücke eingerieben wurde, um sie noch weißer und glänzender zu machen oder – falls es gefärbte Ware war -  die vom Schwefel ausgeblichene Farbe zum Leuchten zu bringen.

Zuletzt wurden Stoffe mit Wasser besprenkelt (aus dem Mund des Handwerkers) und gepresst. Die Presse funktionierte mit zwei Brettern, zwischen denen das Stoffstück gepresst wurde. Für das Pressen werden wohl mindestens zwei Personen an der Presse gestanden haben.

In Pompeji wurden eine Fullerei ausgegraben. Wie auch andere Handwerkerhäuser wohnte die Familie im ersten Stock, während im Erdgeschoss Verkaufsräume zur Straßenfront führten und dahinter die Produktion erfolgte. Wasser wurde aus der Küchenwasserleitung in die Walkerei geleitet und es gab eine Abwasserleitung zur Straße, bzw. in den Abwasserkanal.

Filzen (für Schuhe, Hüte/Kappen, einfache - vor allem wasserdichte -  Kleidungsstücke)
Für warme und einigermaßen Wasser abweisende Eigenschaften wurde Rohwolle gefilzt. Im Gegensatz zum Walkvorgang wird Filz (coactilia) mit heißem Wasser in einem Topf auf dem Ofen hergestellt.
Die Wolle wurde unter Zuhilfenahme eines Binders/Leim als Vlies übereinander gelegt und miteinander verfaltet. Wurde beim Filzprozess auch Essig verwendet, wurde Filz von außergewöhnlicher Belastbarkeit produziert. Der Filz wurde verwendet für Hüte, Stiefel, Schlappen, Regenmäntel, usw.


Zusatzberufe:
Negotiatores (Handelsreisende), die die auf dem Land produzierten Waren in die Städte brachten.
Sagarii – die gröbere und stärkere Stoffe (sagum) verkauften an Soldaten, Seeleute, Sklaven
Vestiarii – Schneider/Verkäufer von Kleidungsstücken/Schere forfex
Forenses – Verkäufer von Stoffen und Kleidungsstücken im forum und anderen Läden in der Stadt
Centonarii – Sammler von Altkleidung, die zu Quilts, Decken und billiger Kleidung für die ärmeren Bevölkerungsschichten verarbeitet wurde

Und ein Hinweis auf die Wasserversorgung schon in augustinischer Zeit: Es gab tatsächlich Druckwasserleitungen aus Blei bis in die 1. Etage der Häuser. Dazu gab es in der Stadt auf Pfeilern errichtete Hochbehälter aus Blei oder Stein, die überall in der Stadt errichtet waren. Wahrscheinlich dienten sie hauptsächlich dazu, den Gefälledruck des antransportierenden Aquäduktwassers gleichmässig zu halten, um die Nähte der Leitungen nicht zu schädigen. Diese Steigleitungen und Hochdruckbehälter bedienten dann auch die Wasserspiele in den reichen Villen mit genügend Druck für die Fontänen. Neben den Hochbehälterpfeilern waren meist auch Laufbrunnen angebaut, die als Überlauf dienten und aus denen sich die Bevölkerung mit Frischwasser bedienen konnte.  Die Abwässer liefen entweder über Rinnen vor den Bordsteinen dem Straßengefälle nach in unterirdische Sammelbecken und Abwasserkanäle. Oft gab es eine Art Zebrastreifen aus in die Straße eingesetzten großen Steinen, um Fußgängern das überqueren überfluteter und/oder verdreckter Straßen zu ermöglichen. Die Abstände dieser Steine waren der normierten Wagenbreite angepasst, so dass der Verkehr ohne Schwierigkeiten passieren konnte.

Im 12. und 13. Jahrhundert Zucht von Wollschafen unter Aufsicht von Fürsten und Klöstern.