Andernach/Antunnacum

Andernach/Antunnacum ist eine vorrömische, also gallisch-treverische Gründung und gilt als eine der ältesten römischen Siedlungen Deutschlands, wie die keltischen Funde beweisen. (Stadtmuseum Andernach)




Bereits im Gallischen Krieg ließ Gaius Iulius Caesar 55 v. Chr. in der Nähe von Andernach zwischen dem heutigen Weißenthurm und Neuwied in nur zehn Tagen eine Rheinbrücke bauen. 53 v. Chr. wiederholte er diese Leistung oberhalb von Urmitz.

In spätaugusteischer/tiberischer Zeit wurde hier ein römisches Kastell errichtet. Zeitweilig war eine Reiterkohorte im Kastell stationiert (Kopie des Firmus Grabsteins im Stadtmuseum). Zu dieser Zeit wurden auch die anderen linksrheinischen Siedlungen zwischen Colonia (Köln) und Mogontiacium (Mainz) Regiomagus (Remagen), Sentiacum (Sinzig), Urmitz, Koblenz (Confluentes), Boppard (Bodobrica), evtl. auch Vosolvia (Oberwesel) u. a. befestigt. Nach dem Bataveraufstand begann Kaiser Titus Flavius Domitianus mit dem Bau des Limes, der für zwei Jahrhunderte Frieden, bzw. getrennte Verhältnisse, schuf.

In Andernach entstand eine offene Siedlung mit einem Hafen, in dem Bau- und Mühlsteine aus Basalt aus Mayen und Tuffsteine aus Meurin verladen wurden. Auch die Mayener Keramik fand über Andernach den Weg in entfernten Absatzmärkte.


 

Importe aus dem Süden wie diese Weinamphoren - rüttelsicher verpackt in einer Transportkiste - fanden den Weg bis nach Köln.
                                           

Etwa um 260 brachen die Franken durch den Limes. Die Römer mussten das rechte Rheinufer preisgeben. Die linksrheinischen, bisher offenen Städte am Rhein wurden befestigt. Andernach diente als großer Speicherstandort für den im 3. JH aus Britannien eingeführten Weizen, der nach der Zerstörung der Binnenversorgung (durch Tod und Abwanderungen der ländlichen Bevölkerung während und nach den Germaneneinfällen) die Truppenernährung sichern musste.


In der notitia dignitatum wird Andernach als Kastell bezeichnet, in dem eine Abteilung der legio acincensis stationiert war. Zum Schutz des Kastells wurde eine milites Acincenses stationiert, die von Aquincum/Buda(pest) an den Rhein verlegt wurde. Die Milites hatte unter dem in Mainz residierenden Oberbefehlshaber der Germania Prima, dem „dux“, mit Schiffen auf den Rhein Wachdienst zu machen, den rechtsrheinischen Brückenkopf Rheinbrohl zu versorgen und zu decken. Unter Valerian beginnt man mit dem Aufschütten einer Stütz- und Kaimauer parallel zur Rheinfront der Kastellmauer.

Als das Standheer unter Konstantin II dem Großen um 330 zu einem Bewegungsheer verändert und die Grenztruppen abgezogen wurden, kam es immer wieder zu Germaneneinfällen, bei denen auch Andernach 355 zerstört wurde. 

359 wurde die Stadt durch Julian Apostata ein letztes Mal neu befestigt. Zu dieser Zeit hatte das Kastell 16 Rundtürme im Abstand von 30 m (je vier an West-, Süd- und Südostseite und vier an den vier Ecken), dazu vier Tore. An der Rheinseite, wie in anderen Rheinkastellen auch, keine Türme. Die Umfassungsmauer war 910 m lang und 3 m dick.

 

395 konnte Stilicho noch einmal die Rheingrenze in voller Länge sichern, musste dann aber die Legionen zum Schutz Italiens abziehen. Noch um 424 ist eine Garnison in Andernach bezeugt.

 

Die rheinischen Gebiete wurden den Franken überlassen, die dann spätestens mit dem Sieg des Frankenkönigs Chlodwig I. über den letzten römischen Heermeister Syagrius im Jahr 486 unbestritten die neuen Herren der Region wurden.

 

Bislang hat man in und um das Kastell Antunnacum herum mehrer Tempel/Heiligtümer gefunden: Ein kleines Tempelheiligtum am Hafen für Merkur/Rosmerta (siehe auch die Seite Confluentes/Merkurtempel) und auf dem heutigen Krahnenberg gleich zwei Tempel, die vom Rhein aus und den Straßen nach Colonia Claudia AA/Köln und Magos/Mayen sichtbar gewesen sind und bestimmt oft von Reisenden und Händlern besucht wurden.


Die Krönung der bisherigen archäologischen Forschung: Durch den Abriss der riesigen Werk- und Lagerhallen der Weissheimer Malzfabrik direkt am Rheinufer Andernachs, tat sich 2012 ein riesiges Areal von 4000 qm auf, das den Archäologen die Gelegenheit gab, einen Blick in die Andernacher Vergangenheit werfen zu können. Zum Glück für die Forschung kam es beim Investor für das geplante Großprojekt zu Verzögerungen und die Archäologen wollten 2012 auch noch das römische Hafenareal ergraben. Soweit ich erfahren habe, wurde dies nicht verwirklicht, weil der Aufwand und die Kosten zu hoch gewesen wären, vor allem wegen des Grundwasserstandes. Man hätte großräumig entwässern müssen.


Im Grabungsareal fanden sich mehrere Privathäuser aus dem 2. und 3. Jh und auch die römische Therme des Andernacher Kastells. Vor allem die Badebecken konnten ergraben werden, die dazugehörigen Räume liegen aber unter dem -leider denkmalgeschützten- Nebenhaus. An Stelle der privaten Häuser und der Thermenanlage wurde Mitte des 4. Jahrhundert ein größeres Speicherhaus (horreum) errichtet. Die Münzfunde reichen vom 1.-5. Jahrhundert. Allerdings brechen auch in Andernach - wie überall im Rheinland - die römischen Münzen bei Prägedatum 388 ab. Ein Hinweis darauf, dass zum Ende des 4. JH kein neues, römisches Geld mehr hierher gelangte, weil die Besatzungen großenteils für die Bürgerkriege zwischen den Konstantin-Nachfolgern und für den Perserkrieg abgezogen wurden.


Es zeigt sich aber, dass jedes Kastell eben auch nach ungefähr nach dem gleichen Schema errichtet wurde und eine Thermenanlage zum normalen römischen Lebensstil dazu gehörte und die Thermen auch in etwa auf die Größe von Besatzung und Bevölkerung ausgelegt waren. In Boppard ist die Badebeckenseite nach Süden ausgerichtet, in Andernach steht sie mit den Badebecken im rechten Winkel zum Rhein


Die rheinseitige, spätantike Kastellmauer wurde hier ebenfalls auf 60 m Länge direkt oberhalb Hafens in einem früheren Rheinarm gelegen gefunden. Die schon ältere Mauer, die das Hafenbecken umgab, wurde Mitte des 4. JH erweitert und die neue Mauer mit großen Tuffquadern als Fundament errichtet. Seit dem 1. Jh wird der Bereich als Hafen und Schiffsgelände genutzt.
Trotz der aktuellen Fund lassen sich auch in Andernach bislang keine konkreten Angaben darüber machen, WANN GENAU das Kastell mit der großen Kastellmauer umgeben wurde.


Viele Kleinfunde wurden eingesammelt, darunter Terra-Sigilata-Geschirr in neuwertigem Zustand, dem Herstellerstempel nach importiert aus der Region aus Südfrankreich/La Graufesenque, Goldringe, usw.


topografische Wandkarte aus dem Geysir-Foyer



Die wichtigsten Ortsangaben zum Roman Lava und Eis:
Neuwied-Gönnersdorf = Mohnclan, Andernach=Bärenclan,

Tuffbergwerk Meurin bei Kretz/Aschelawine, Laacher See und Goloring/Kalenderkreis
Für Roman III: Andernach/Römerhafen, Mayen/Basaltabbau, Tuffbergwerk Meurin




Grabungsgrube



Teilplan des Ausgrabungsgeländes

Eines der römischen Häuser. Hier wurde eine Granitsäule gefunden,
die von weither aus dem Odenwald importiert wurde!


Teilansichten der römischen Stadtmauer




Fundamentblöcke der römischen Stadtmauer


Schieferplatten im Wohnbereich

Reste vom typischen Terrazzoboden

Hier sieht man die Nuten, wo ehemals Metallklammern die Steine zusammen hielten.

Tuffsarg

Zeichnung spätantikes Hafengetümmel

heutiger Uferbereich

leider alles abgedeckt

Foto von der Ausgrabungsdokumentation am Ausgrabungsort

Firmus Exxonis f(ilius) mil(es) ex coh(orte) Raetorum natione
Montanus ann(orum) XXXVI stip(endiorum) XIIII? h(ic) e(st) s(itius).
Heres ex tes(tamento) po(suit)

Fundort 1882, Andernach, Koblenzer Str., befindet sich im Landesmuseum Bonn im Original. Der Gipsabguss mit Bemalung soll dem Besucher anschaulich demonstrieren, dass die Grabmale früher alle bunt bemalt waren (entspricht allerdings nicht dem Originalbefund).

Firmus, Sohn des Ecco, Angehöriger einer rätischen Kohorte aus dem Bergland, verstorben mit 36 Jahren nach 14 Jahren Militärdienst, bestimmte in seinem Testament die Errichtung des Grabsteines durch seinen Erben.
Das ist wahrscheinlich der mit abgebildete Figur unter Firmus' linker Hand. Rechterhand steht sein Diener Fuscus.
Bekrönt wird der Grabstein von zwei kauernden Löwen über Widderklöpfen und einer Sphinx. Auf den Seitenteilen steht der Gott Attis in Trauerhaltung unter einem Amazonenschild.
Datierung: 50/60 nChr


Andernach stellt in seinem Stadtmuseum einen 2 m hohen echten römischen Pfahlrest aus (aus Koblenz allerdings), wie er für die Fundamentbildung römischer Rheinbrücken - mit einem eisernen Pfahlschuh bestückt - in den Schlick gerammt wurde.


ein ganz tolles römisches Fundstück - eine silberne Gürtelschliesse aus dem 4. Jahrhundert.
Die meisten Funde stammen aus dem 1. bis 3. Jahrhundert - ein solch schönes Fundstück aus dem 4. Jahrhundert am Rhein ist selten.

Im Stadtmuseum gibts ausführliche Erklärungen zur antiken und mittelalterlichen Krantechnik. Man kann annehmen, dass in Andernach und in Boppard solche Kräne als Ausladehilfe am Kai standen.
Jedenfalls standen an den passenden Stellen in beiden Orten direkt vor den ehemaligen Kastellstandorten auch die mittelalterlichen Kräne.



Sammlung römischer Fundstücke, Andernacher Stadtmuseum

Sammlung römischer Gläser

Fundstück aus der aktuellen Grabung, eine Bronzeente
entweder ein Spielzeug oder ein Weihestück

römisches Lämpchen in Vogelform


Weihealtar der Matres
(eine Dreierkombi von mütterlichen Göttinnen keltischen Ursprungs)
Fundort Andernach

Matribus suis Similio miles ex c(l)asse
Germania p(ia) f(ideli) D(omitiana) pler(omate) Cresimi
v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)

Der Altar wurde von Similio, der auf einem Schiff der römischen Rheinflotte seinen Militärdienst unter dem Kommando des Cresimus absolvierte, den Muttergottheiten gestiftet.


Weihealtar für Hercules Saxanus
Fundort im Brohltal bei Burgbrohl

Text:
Herculi Saxano vexellatio cohortis I
C(ivium) R(omanorum)
v(otum) s(olvit) l(ibens) m(merito)

Übersetzung:
Der Altar wurde dem Schutzgott der Steinbrucharbeiter Hercules Saxanus geweiht von einem Arbeitskommando der 1. Cohorte Römischer Bürger.

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